Vorbereitung
Mit dem Fahrrad über die Alpen! Von der schönen blauen Donau durchs Allgäu und das Tiroler Land mit seinen Perlen Meran und Bozen bis nach Verona, der Heimat von Romeo und Julia.
Ob ich, Marieluise mir das wirklich zutrauen sollte? Nach all den Touren entlang der Elbe, Oder, Rhein, Main und Mosel wäre das doch mal etwas Neues. Einmal ausgesprochen, war die Idee geboren und sollte nun auch verwirklicht werden. Unser Fahrradspezialist Werner checkt unsere Treckingräder in seiner Werkstatt auf Herz und Nieren, die Route planen wir wie immer mit dem Radtourenbuch „bikeline“. Fahrkarten mit dazugehörigen Fahrradreservierungen buchen wir für den 14. Juni 2018 bis nach Würzburg. Von dort radeln wir zunächst 250 km und drei Tage lang über die „Romantische Straße“, bis wir in Donauwörth den offiziellen Anfang der „Via Claudia Augusta“ erreichen. Los geht’s!
"Romantische Straße"
in Baden Württemberg und Bayern
Von der altehrwürdigen Stadt Würzburg kommend radeln wir drei Tage entlang von Main, Tauber und Wörnitz durch liebliche Täler und Berge kommen durch fantastisch schöne Orte wie Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim, Schloss Weikersheim und Creglingen, bis wir das Kleinod Rothenburg ob der Tauber erreichen. Nach Schillingsfürst, Dinkelsbühl und Feuchtwangen erreichen wir dann Donauwörth, wo die eigentliche Route der „Via Claudia Augusta “ beginnt.
Fazit: Allein für die Strecke „Romantische Straße“ muss man sich auf Grund der vielen Sehenswürdigkeiten sehr viel mehr Zeit nehmen – wir kommen also wieder.
Nördlingen - Augsburg
In Nördlingen starten wir am Morgen, nachdem wir eine gute Nacht im Gasthof „Goldener Schlüssel“ (72,-€) verbracht haben und radeln bis in die romantische Kleinstadt Donauwörth. Hier mündet die Wörnitz in die berühmte Donau, die hier schon ordentlich Wasser mit sich führt. Am Kloster Holzen in Allmanshofen legen wir eine wohlverdiente Picknickpause ein. Nach insgesamt 94 km durch schöne Landschaften auch am Ufer der Lech entlang, erreichen wir die alte Fuggerstadt Augsburg in Bayern. Die Heimatstadt Berthold Brechts ist uns aus Kindertagen auch durch die Augsburger Puppenkiste bekannt. Nach einer ausgiebigen Besichtigungstour durch die historische Altstadt übernachten wir heute im „Hotel am Dom“ (79,-€)
Augsburg - Peiting
Bis nach Landsberg am Lech verläuft die Wegführung heute Vormittag durch das flache Lechfeld nur mäßig interessant. Dafür ist das gut erhaltene Stadtbild von Landsberg umso bewundernswerter. Reich verzierte Fassaden und bunte Häuserzeilen fallen uns sofort ins Auge. Weiter geht’s danach über wunderschöne Wege und herrliche Landschaften nach Schongau. Hier finden wir jedoch leider keine Übernachtungsmöglichkeit und fahren noch weiter bis nach Peiting. So genießen wir dann auch endlich nach 108 gefahrenen Kilometern im Alpenhotel „Pfaffenwinkel“ (84,-€) unseren Abendimbiss auf dem Balkon.
Peiting - Lermoos
Vom schönen Pfaffenwinkel aus fahren wir zeitig am morgen über Lechbruck bis nach Füssen. Vorbei geht es am Forggensee, der momentan absolutes Niedrigwasser führt, so dass an Schiffs- und Ausflugsverkehr auf dem Wasser gar nicht zu denken ist..
In Füssen begrüßt uns die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Bürgerhäusern, prächtigen Barockkirchen und und einem fast italienisch anmutenden Flair. Nach einem interessanten Rundgang und einer schönen Picknickpause radeln wir am Lechfall vorbei, raus aus der Stadt zur Grenze nach Österreich. Nun durchqueren wir das wunderschöne Tiroler Land, besuchen Pinswang und machen einen kleinen Stop in Reutte.
Nun sind es noch 20 km bis Lermoos, doch die haben es in sich. Es geht steil bergauf, teilweise auf Schotter bis zur Festung und Burgruinre Ehrenberg, danach unter der Fernpassstraße durch bis in den Ort Heiterwang. Hohe Berge zur rechten wie zur linken Seite sind nun unsere ständigen Begleiter, denn hier befinden wir uns schon in der Tiroler Zugspitz Arena. So erreichen wir auch bald den Berggasthof „Bartlhof“ (78,-€) in Lermoos, wo wir ein schönes Zimmer mit Blick auf die Zugspitze direkt für zwei Nächte buchen können. Nach anstrengenden 82 km haben wir uns einen gemütlichen Abend verdient.
Zugspitze
Heute genießen wir unseren Ruhetag mitten in dieser fantastischen Bergwelt in Lermoos und Ehrwald. Deutschlands höchsten Berg direkt vor Augen, fahren wir natürlich mit der Tiroler Zugspitzbahn (84,-€ für 2 Pers.) auf den Gipfel. Wahnsinnstolle Aussicht hier oben, wir können uns gar nicht satt sehen.
Auf dem Rückweg kehren wir in einem super netten Biergarten ein und bewundern am Abend nocheinmal die Bergwelt von unserem Schlafzimmerfenster.
Lermoos - Landeck
Fernpass
Am Morgen treten wir frohen Mutes in die Pedalen, denn heute steht uns eine große Herausforderung bevor. Der Fernpass als erster richtiger Pass bei unserer Alpenüberquerung. Nun gilt es, einiges an Steigung und Gefälle zu überwinden. Da wir als Radfahrer auf gar keinen Fall die Fernpass Bundesstraße nutzen, erleben wir die nächsten Stunden Natur und Abenteuer pur. Wir radeln oder schieben auch mal über Forstwege, Schotterwege, Waldwege und tatsächlich auch auf original alten Felssteinen der Römerroute. Wir öffnen Viehgatter, Schranken und sogar das Tor einer alten Zollstation. Wir kommen an einer malerischen Kapelle, dem Fernsteinschloss und gleich an mehreren Gebirgsseen vorbei. Stolz erreichen wir nach gut drei Stunden die Passhöhe.
Bald verlassen wir die Forstwege und wir radeln zur Abwechslung mal wieder über Asphalt. Nassereith, Imst und Landeck sind die nun folgenden Orte. Hier in Landeck wohnen wir im Hotel „Gasthof Sonne“ (82,-€). Am Abend gibt’s heute wieder große Wäsche und anschließend eine Pizza vom Lieferdienst, da die Hotel Küche Ruhetag hat.
Reschenpass
Landeck - Reschen
Heute haben wir Teil 2 der Alpenüberquerung vor uns. Wir wollen über den Reschenpass. Ab Schloss Landeck führt uns der Radweg immer wunderschön am Ufer der Innauen entlang. Wir befinden uns hier im Tiroler Oberland und radeln durch Ried und Pfunds bis in die Schweiz zum Zollamt Martina. Tatsächlich befinden wir uns für einen kurzen Moment auf Schweizer Gebiet, bevor ab hier in 11 Kehren der Anstieg beginnt. Bis zur Norbertshöhe brauchen wir etwa eine gute Stunde, dann haben wir es geschafft! Unterwegs überholen uns einige sportliche Rennradfahrer, die sich sicherlich fragen, warum wir uns mit Gepäck und ohne E-Bike über die Alpen wagen…….frag ich mich aber gerade auch….. Die letzten 20 von insgesamt 62 km radeln wir über Nauders (direkt am Dreiländereck Österreich, Schweiz, Italien) nun direkt in den Ort Reschen am Reschensee und freuen uns wie die Schneekönige in der Pension „Villa Claudia Augusta“ (84,-€) eine super gute und bildschöne Unterkunft gefunden zu haben. Jetzt sind wir also in Südtirol und somit in Italien. Die Gastwirtin stellt uns ihre Waschmaschine und die Wäscheleinen im Garten zur Verfügung. Währenddessen zischen wir uns ein kühles Radler im Schatten auf der Gartenbank. Erst dann kann ich, Marieluise so richtig realisieren, was wir die letzten zwei Tage geleistet haben. Super!
Reschen - Algund
Nach einem super leckeren und liebevoll zubereitetem Frühstück verabschieden wir uns s schweren Herzens von unseren freundlichen Gastgebern. Laut Fahrradkarte können wir heute den ganzen Tag entspannt radeln und das auch noch überwiegend abwärts. Denn hier im wunderschönen Vinschgau/Val Venosta fahren wir durch bezaubernde Dörfer, kommen an unzähligen Burgen, Klöstern und Schlössern vorbei und wollen heute Abend Meran erreichen. Vorbei am berühmten Reschensee mit seinem versunkenen Kirchturm (den wir allerdingsheute nur von der gegenüberliegenden Seite sehen) wählen wir die westlichen Route, die sich an der Etsch entlang schlängelt. In Prad am Stilftserjoch legen wir eine erste Pause ein. Weiter geht’s danach über Latsch und Naturns/Naturno bis nach Algund. In diesem Ortsteil, kurz vor Meran finden wir nach 80 km eine Unterkunft im „Gästehaus Franz Leitner“ (88,-€) Hier genießen wir einen entspannten Samstag Abend im hauseigenen Garten und bummeln noch ein wenig durch den Ort
Meran - Tramin
Der zweitgrößten Stadt Südtirols statten wir am Sonntagmorgen einen Kurzbesuch ab. Wir stellen die Räder ab und flanieren in Meran über die Promenade, besichtigen das opulente Kurhaus und gönnen und (k)einen Kaffee im Kaiserin Sisi Café. Zuschauen muss genügen. Über den Etschradweg radeln wir durch kilometerlange Obstplantagen, eingerahmt von der herrlichen Bergwelt, vorbei an Bozen, das wir heute auch links liegen lassen, machen eine unerwarteten Stop in einem kleinen Biergarten mitten in den Plantagen am Radweg. Wir erreichen Kaltern am Kalterer See. Diese malerische Ortschaft lebt heute überwiegend vom Weinbau und natürlich vom Tourismus. Ein Stück geht es noch um den See herum und fahren bis nach Tramin/Termeno. Dort finden wir nach 61 km in der „Pension Erna“ (84,-€) eine Unterkunft für die Nacht.
Tramin - Triest/Trento
Auf dem Weg von Tramin nach Triest verlassen wir die Provinz Südtirol und somit auch die deutsch-italienische Sprachgrenze. Nun beginnt also der italienische Teil unserer Radreise. Bis jetzt sind wir sprachlich natürlich wunderbar zurecht gekommen, schauen wir mal, wie es weitergeht. Wir radeln heute durch zahllose Weinfelder eingerahmt von hohen Bergen soweit das Auge reicht. Die Etsch bleibt immer in unmittelbarer Nähe. Wir erleben die schmucke Stadt Salurn, radeln durch Mezzolombardo und San Michele All’Adige bis wir direkt im Herzen der Altstadt von Triest/Trento landen. Nach 57 km finden wir nach einigem Hin und Her ganz versteckt hinter einer unscheinbaren Haustür unser „B&B Lainez“ (84,-€). Hier übernachten wir bei zwei jungen Frauen, die sich mit diesem schmucken B&B gerade erst selbstständig gemacht haben. Sie haben es wunderbar und ganz modern eingerichtet, auch der Service ist vorzüglich. Am Abend erleben wir viele verschiedene Musikveranstaltungen in der Stadt und erfahren, dass heute und morgen das Patronatsfest des Hl. Vigilio stattfindet. Zum ersten Mal auf dieser Radtour werden wir zu richtigen Nachtschwärmern und tingeln an diesem Sommerabend gemütlich von Bar zu Bar. Nach dem dritten Aperol gibt’s dann auch keinerlei Sprachschwierigkeiten mehr……
Triest/Trento - Ala
So erleben wir an diesem Morgen die festliche Prozession durch die Stadt zum Dom auf der Piazza del Duomo. Die Kirche Santa Maria Maggiore, in der sich die geistlichen Würdenträger gerade versammeln, liegt direkt neben unserem B&B. So haben wir von unserem Balkon und später direkt in der Fußgängerzone freien Blick auf die Festivitäten.
Aber am späten Vormittag machen wir uns doch auf den Weg weiter nach Verona. An diesem Punkt der Strecke könnten wir auch den Weg nach Vednedig wählen, genau hier müssten wir nämlich der anderen Route folgen. Wir aber radeln malerisch weiter entlang der Etsch, kommen durch liebenswerte kleine Orte und lernen die sehenswerte Stadt Rovereto kennen. Dann sind wir schon auf der Höhe vom Gardasee, denn hier bei Mori könnten wir den Abzweig dort hin nehmen. Vielleicht bei einem nächsten Mal. Wir erreichen nun Ala, ein kleines italienisches Bergdorf und bekommen ein Zimmer im „B&B AI Vellutai“ (66,-€). Nach 54 Tageskilometern und reichlich Gegenwind wollen wir draußen im Dorfcafe einen netten Abend verbringen. Das Glas Wein bekommen wir hier übrigens für unschlagbare 70 Cent.
Ala - Verona
Unser letzter richtige Ragfahrtag ist angebrochen Wieder begleitet uns die Etsch hier im engen Tal zwischen den Lessinischen Alpen und dem berühmten Monte Baldo. Heute mal zur Abwechslung mit Rückenwind! Vorbei geht es an markanten Festungsanlagen oben auf den Bergen durch Borghetto und Rivoli Veronese. Dann haben wir nochmals eine knackige Steigung auf der Strecke zu überwinden. Danach aber rauschen wir über Bussolengo direkt wieder hinunter an die Etsch und mit ihr zusammen in die wunderschöne Stadt Verona. Verona bietet uns mit seinen romantischen Palazzi, den vielen sehenswerten Kirchen in den verwinkelten Gassen genug Abwechslung für die nächsten zwei Tage. Unterkunft finden wir nach71 km im „B&B Trentacinque“ (85,-€). Das authentische B&B liegt in einem uralten Gebäude mitten in der Stadt. Durch einen großen abgeriegelt Tor oben kommen wir in den Innenhof, stellen unsere Räder ab und steigen durch ein ebenso altes Treppenhaus in eine helle, moderne und mit viel Stil eingerichtete Wohnung.
Bekannt ist Verona heute vor allem durch die weltberühmten Opernfestspiele in der Arena, dem zweitgrößten Amphitheater der Welt nach dem Colosseum in Rom. Karten für die Aufführung haben wir für den folgenden Abend gebucht. Wir sind mega gespannt und freuen uns schon riesig auf „Aida“.
Verona - Kempten im Allgäu
Heute endet nun unsere wirklich schöne, fantastische und wiederholenswerte Fahrradreise nach Italien. So viel haben wir gesehen und doch sind wir gut erholt, da der Kopf während des Radelns immer frei ist, die frische Luft tut ihr übriges. Außerdem macht es uns stolz über die Alpen gefahren zu sein – das kann noch lange nicht jeder von sich sagen.
Der IC von Verona nach München startet um 9:04 Uhr. Wir sind pünktlich am Bahnhof, können unsere Fahrräder mit Hilfe des Zugpersonals in einem gesonderten Wagon verladen und suchen uns dann entspannt unsere Sitzplätze. Die Fahrkarten haben wir schon von zu Hause gebucht. Am späten Nachmittag steigen wir in Rosenheim noch einmal in einen Regionalzug nach Kempten um und am Abend pünktlich an der Wertachmühle in Haslach zum Cousinentreffen anzukommen. Hier gibt es gibt natürlich ein großes HALLO und ein schönes Wochenende. Richtig nach Hause geht’s erst am Sonntag.