Einmal mit dem Fahrrad nach Venedig – was für eine reizvolle Idee!
Nach einigen Vorbereitugen und Planung mit Hilfe des Radtourenbuchs „bikeline“ wagen wir uns an unsere dritte Alpenüberquerung in Folge. Am 24. Juni 2020 starten wir in München auf einem Bauernhof in Oberding/Halbergmoos. Hier können wir unser Wohnmobil für die nächsten zwei Wochen beruhigt stehen lassen.
München - Wolfratshausen
Nachdem die Räder gepackt sind, fahren wir runter an die Isar und an dieser weiter entlang bis wir automatisch den englischen Garten in München erreichen. Richtig schön ist es hier. Ein kurzer Abstecher zum Marienplatz in München muss natürlich auch sein, bevor es immer an der Isar entlang bis nach Wolfratshausen geht. Nach fast 70 km und angenehmen 25°C übernachten wir an diesem Tag im Gasthof „Humpl Bräu“ (70,-€) und spazieren am Abend zum Biergarten Flößerhof zum leckeren Abendessen.
Wolfratshausen - Lenggries
Heute geht es durch Feld, Wald und Wiese entlang der Isar. In Bad Tölz machen wir einen kurzen Stopp um noch einmal über die historische Marktstraße mit ihren reich verzierten Häusern zu bummeln. Danach tröpfelt es vereinzelt aus den Wolken, aber letztendlich kommen wir nach 50 km im „Alpengasthof“ (63,-€) Lenggrieß trocken an.
Lenggries - Fügen
Nach einem guten Frühstück starten wir heute zum Sylvensteinstausee. Die ganze Zeit braut sich ein Gewitter über uns zusammen und trübt uns die Aussicht ein wenig. So radeln wir schleunigst über die Grenze nach Österreich, um letztendlich doch noch zweimal Unterschlupf in Wanderhütten zu suchen, um die Regenschauer abzuwarten. Am wunderschönen Achensee scheint dann auch wieder die Sonne und wir können uns gar nicht satt sehen an dem schönen Panorama. Durch den Achenwald geht es anschließend steil und stark abschüssig bis hinunter nach Jenbach. Kurz vor dem Ort machen wir jedoch einen Abstecher ins berühmte Zillertal. Dort buchen wir in Fügen ein Zimmer beim „Loithaler“ (68,€) und radeln nach 68 Tageskilometern noch ein wenig durch den Ort und essen im benachbartem Reiterhof zu Abend.
Fügen - Innsbruck/Igels
Nach einer guten und erholsamen Nacht geht es bei herrlichem Wetter entlang der Ziller wieder zurück zur Strecke, wo wir nun auf dem Inntalradweg Richtung Innsbruck unterwegs sind. In Wattens legen wir einen Stop ein. Hier sind die Swarowski Kristallwelten, ein von André Heller gestaltetes Museum zu finden. Uns genügt aber der Anblick von außen und wir stoppen stattdessen wenige Kilometer später in der mittelalterlich geprägten Stadt Hall. Vielleicht eine der schönsten Städte in Tirol. Danach geht’s bei inzwischen wieder mindestens schwülen 30°C weiter bis in die Landeshauptstadt Innsbruck. Weil es für ein Sightseeing in der Stadt viel zu heiß geworden ist, ziehen wir es vor, noch 5 km weiter bis nach Igels zu fahren. Dort liegt auf unserem Weg zum Brenner ein schönes Hotel mit Naturschwimmteich…..genau das richtige bei diesem Wetter. Wie sich dann allerdings herausstellt, geht es diese 5 km direkt an der berühmten Sprungschanze vorbei ständig steil bergan. „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt“ frei nach diesem Motto geht es bis zum „Gruberhof“ (75,-€) wo wir nach insgesamt 70 km unsere Fahrräder in den Keller schieben, um dann bei aufkommenden Sturm und Regen doch drinnen zu sitzen.
Getrennte Wege/Innsbruck - Sterzing
Ludger fährt heute die gesamte Strecke von 60 km direkt ab Igels über Matrei auf wunderschönen Straßen und Wegen bis hinauf zum Brenner. Lediglich die letzten acht Kilometer geht’s direkt auf die Bundesstraße.
Ich, Marieluise, wähle die Alternative mit der österreichischen Bahn ab Innsbruck hinauf zum Brenner. Auf Grund der gestrigen Strapazen erscheint mir das heute die bessere Variante. Treffen wir uns also in Italien.
Oben angekommen, freuen wir uns beide, dass alles so gut geklappt hat und wir genießen nun wieder die gemeinsame Fahrt nach Sterzing. Hierbei geht es fast ausschließlich abwärts durch grandiose Landschaft auf einer ehemaligenBahntrasse hinab ins Eisacktal. Höchster Radfahrgenuss! Im Hotel „Sterzinger Hof“ (60,-€) mit kleinem Biergarten finden wir eine wirklich nette Unterkunft. Wir erkunden nun die superschöne Stadt in Südtirol (übrigens die nördlichste Stadt Italiens) und sind ganz begeistert von der tollen Atmosphäre.
Sterzing - Brunneck
Nach einem gemütlichen Tag in Sterzing heißt es heute morgen nach einem super Frühstück wieder Abschied nehmen. Regen ist heute vorhergesagt, also schauen wir mal, wie weit wir kommen. Zunächst geht es über die ehemalige Burg Franzensfeste/Fortezza vorbei an den Baustellen des neuen Brenner Basis Tunnels bis nach Aicha/Aica. Dort flüchten wir im strömenden Regen zum erst besten Gasthaus und werden trotz Ruhetag ganz freundlich von den Wirtsleuten hereingebeten. Bei Cappuccino und Co führen wir interessante Gespräche und erfahren einiges über das Verhältnis Südtirol und Italien. Nachdem sich das Wetter wieder beruhigt, radeln wir weiter auf tollen Wegen. Ab hier zweigen wir ab ins Pustertal, erleben grandiose Landschaft und machen einen Stop in Mühlbach/Rio de Pusteria. Aus diesem Ort stammt die Familie von Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt. Die sehenswerte Stadt Brunneck erreichen wir nach 60 gefahrenen Kilometern und genießen unser Landebier bei herrlichem Sonnenschein. Das MMM Messner Mountain Museum hat heute leider geschlossen , trotzdem machen wir noch eine Runde um das Schloss mit seinen Außenanlagen, zumal es fußläufig von unserem „Hotel Krone“ (82,-€) zu erreichen ist.
Brunneck - Toblach
Bei leicht bewölktem Himmel starten wir nach einem guten Frühstück und fahren erstmalig auf dieser Tour lange Strecken auf unbefestigten Wegen. Die Rienz begleitet uns weiter durchs Pustertal. Wir radeln insgesamt eine wunderschöne Strecke durch mehrere kleine Orte, auf vielen Waldwegen, aber stetig bergauf. Nach nur 30 Kilometern erreichen wir den Ferienort Toblach am Fuße der Dolomiten. Hier verbringen wir den restlichen Sommertag in einem kleinen Appartement „Haus Alpenblick“ (62,-€).
Toblach - Borca di Cadore
Heute sind wir wieder auf einer ehemaligen Bahntrasse, die der Dolomitenbahn unterwegs. Wir radeln fernab vom Verkehr durch die herrliche Gebirgswelt. Entsprechend müssen wir in die Ketten treten, da es bis zum Pass natürlich ständig ansteigt. Dafür entschädigt aber unter anderem auch der Blick auf die berühmten „Drei Zinnen“ und das wohlverdiente Pausenradler in der Gartenwirtschaft am Passo Cima. Nun beginnt eine einzigartige Abfahrt durch alte Bahntunnel und über eine tiefe Schlucht. Auf phantastisch asphaltierten Radwegen rauschen wir hinunter nach Cortina d’Ampezzo, diesem berühmten Wintersportort mitten in den Dolomiten. Dann erwischt uns aber ein heftiger stundenlanger Regen, durch den wir noch einige Zeit fahren, um dann pitschenass in Borca di Cadore im Hotel „Dolomiti Mountain Ressort“ (59,-€) direkt an der Wegstrecke einzuchecken. Heute waren es dann 50 km, die wir zurück gelegt haben.
Borca di Cadore - Belluno
Nachdem unsere Klamotten tatsächlich alle wieder trocken sind, packen wir unsere Taschen und es kann wieder los gehen. Das Frühstück ist vorzüglich und der Regen hat sich auch verzogen. Bis nach Pieve di Cadore geht es immer nur bergab. Wir radeln zwischen steil aufragenden Felswänden immer entlang des Piave. Doch plötzlich ist der Radweg weggebrochen! Im Frühjahr hat es hier große Überschwemmungen gegeben, sicher noch ein Überbleibsel der fatalen Folgen in der Region…….Also wieder auf die Straße und nach einigen Kilometern können wir zurück auf den Radweg. Wir fahren durch kleine pittoreske Dörfer, sehr ursprünglich, aber teilweise auch recht trostlos, weil die Infrastruktur in dieser Region doch sehr zu wünschen übrig lässt. Ein tolles Radfahrerlebnis bietet uns die Abfahrt auf einer stillgelegten KFZ Straße die in Serpentinen in das Tal des Val di Cadore führt. Ohne jeglichen Autoverkehr können wir es hier richtig gehenlassen. So genießen wir auch schon bald nach 73 Tageskilometern ein kaltes Getränk in einer schattigen Bar mitten in Belluno. Einen Rundgang in dieser reizvollen Altstadt mit seinen vielen eindrucksvollen Palazzi, dehnen wir jedoch nicht sonderlich aus, da die Nachmittagshitze wieder voll zuschlägt. Und so radeln wir noch drei Kilometer weiter bis zu unserem „B & B La Pecora“ (54,-€) von dem wir angenehm überrascht sind, da es in zweiter Reihe zur Straße liegt und einen großen Garten hat. Somit steht einem gemütlichen Abend nichts mehr im Wege.
Belluno - Congeliano
Wir verlassen diese schöne Unterkunft ungern, aber unser Ziel ist ja Venedig und dieses Ziel rückt in greifbare Nähe. Die Steigungen halten sich heute sehr in Grenzen, überwiegend radeln wir abwärts auf schönen Nebenstrecken und kommen an großartigen Seen vorbei direkt bis nach Vittorio Veneto.
In Conegliano angekommen, stellen wir plötzlich fest, dass wir raus aus den Bergen sind. Wir befinden uns nun mitten in einem großen Weinanbaugebiet. In der mittelalterlichen Altstadt befindet sich unter anderem die älteste Weinbaufachschule Italiens. Conegliano gilt als die Heimat des Proseccos….wenn das kein Zeichen ist……
So übernachten wir heute auch auf einen Agritourisme Hof, 3 km außerhalb der Stadt oben in den Weinbergen. Wir bekommen im „Il Giuggiolo“ (70;-€) ein schönes Zimmer und verbringen den Abend auf unserer Terrasse und dem riesigen Garten bei einem guten Glas Wein.
Conegliana - Mestre - Venedig
Nach dem spartanischsten Frühstück aller Zeiten (wir wissen ja inzwischen, dass den Italienern da Frühstück nicht so wichtig ist, aber abgepackter Zwieback und ein Getränk geht gar nicht!) Dafür geht es dann den ganzen Tag wieder überwiegend abwärts. Schon am frühen Mittag erreichen wir die schöne Stadt Treviso mit ihren vielen Kirchen, Museen, dem Dom, Cafés, Bars und netten Geschäften. Da wir hier auf unserer ersten Alpenüberquerung 2018 übernachtet haben, bleiben wir dieses Mal nicht länger und radeln nach einer kleinen Pause direkt weiter. Durch viele kleine Dörfer auf gut ausgebauten Radwegen erreichen wir am späten Nachmittag Mestre. In Mestre ist mit dem Fahrrad für uns Endstation, da Venedig für Fahrräder zum einen verboten und zum anderen auch gar nicht machbar ist. So buchen wir nach 96 gefahrenen Kilometern für drei Nächte im Hotel „Paris“ (48,-€) direkt am Bahnhof in Mestre ein Zimmer. Bevor es nun endlich in die Lagunenstadt per Bus geht, essen wir noch schnell eine Pizza in einem der Straßen Cafés. Und dann stehen wir endlich da und staunen – Bella Venezia!
Venedig - Murano - Burano
Zwei tolle Tage erkunden wir Venedig zu Fuß, laufen Trepp auf und Trepp ab und können uns gar nicht satt sehen. (Obwohl für ein Sightseeing die Temperaturen mit über 30°C grenzwertig sind) Venedig kommt uns vor wie ein schwimmendes Museum, denn jedes Haus, jeder Palazzo, jeder Kanal und jede Brücke sind sehens- und bewundernswert. Wir erkunden natürlich unter anderem die Rialtobrücke, den Dogenpalast, den Campanile und die Piazzetta San Marco. Wieviele Menschen würden sich hier normalerweise wohl tummeln? Jetzt in „Coronazeiten“ wagen sich kaum Touristen ins Land und so haben wir die einmalige Gelegenheit all die Schönheiten in Ruhe zu bewundern. Auch wenn sich der bauliche Verfall der Stadt nicht leugnen lässt, der Anblick Venedigs ist einfach nur wundervoll.
Inselhopping
Ebenso wie die kleinen Nachbarinseln Murano und Burano, die wir mit den Vaporettis (Fähren, die regelmäßig auf den Kanälen die verschiedenen Orte der Lagunenstadt und der kleinen Inseln miteinander verbinden) besuchen. Hier bestaunen wir die berühmte Glasbläserkunst und das wertvolle Muranoglas. Auf Burano gefallen uns die sehr farbenprächtigen Wohnhäuser und die stillen Gassen mit ihren verwunschenen Ecken.
Rückfahrt
Am nächsten Morgen heißt es Abschied von der Lagunenstadt nehmen. Die Fahrkarten für den Fernreisezug und die dazugehörigen Fahrradreservierungen haben wir wieder schon von zu Hause gebucht. So sind wir zwar terminlich an die Rückreise gebunden, können aber sicher sein, dass wir mit unseren Fahrrädern auch mitgenommen werden. Wir kaufen noch schnell ein Frühstück beim Bahnhofsbäcker und richten uns für die nächsten sieben Stunden auf Zug fahren ein. Von Venedig geht es nach Verona, dort müssen wir noch einmal umsteigen. Danach fährt die ÖBB weiter durch Italien, Österreich und Deutschland, bis dass wir am Nachmittag München erreichen. Kurz hinter dem Hauptbahnhof kehren wir bei bestem Wetter im Augustiner Biergarten ein und gönnen uns ein zünftiges bayerisches Essen und ein Landebier. So gestärkt schaffen wir auch noch die letzten 36 km zurück zum Bauernhof, wo unser Wohnmobil auf uns wartet. So geht eine beeindruckende, erlebnisreiche und wunderschöne Fahrradreise nach 14 Tagen zu Ende.