Italien 2020

Anreise

Aschaffenburg, Nesselwang, Durach, Kempten im Allgäu und Schloss Possenhofen am Starnberger See sind einige der Stationen, die wir unterwegs gerne besuchen.
In Putzbrunn (Thruma Heizung) und Sulzermoos (Freistaat) legen wir eher unfreiwillige Stops ein, da wir schon wieder Probleme, genauer gesagt Undichtigkeiten an der neuen Wasserpumpe haben.

So können wir dann endlich am 6. Oktober zunächst über den Fernpass und dann über den Reschenpass, vorbei an Meran und Bozen bis zum Gardasee fahren.

Riva di Garda, Sirmione, Bardolino, Cisano und Garda

Insgesamt sechs Tage verbringen wir an den verschiedensten Orten rund um den Gardasee. Wir besichtigen ein Olivenöl Museum, fahren sehr viel Rad, schlendern durch verwinkelte Gassen und genießen ein erstes köstliches Abendessen in einem kleinen urigen Restaurant direkt in Garda.

Comacchio am Po-Delta

Heute erreichen wir bei Comacchio die Adriaküste und machen natürlich direkt einen ausgiebigen Strandspaziergang. Comacchio liegt in der Region Emilia -Romagna und ist die wichtigste Stadt des Po-Deltas. Sie wird auch gerne „Klein Venedig“ genannt, da der Ort mit seinen vielen Wasserkanälen und Brücken sehr daran erinnert, aber bei weitem nicht zu vergleichen ist. Dazu sind die Gebäude viel zu schlicht gehalten. Wir laufen entlang der Kanäle, der Brücken und Treppen durch dieses kleine Lagunenstädtchen.

Mit den Fahrrädern geht es am nächsten Tag durch das wunderschöne Po-Delta. Hier, wo der längste Fluss Italiens zahllose Arme und dadurch seine charakteristischen Lagunen bildet, leben inzwischen mehr als 350 Wildvogelarten. Das Delta ist eines der größten Feuchtgebiete Europas. Hier bestaunen wir auch die „Traboccos“, die zum Fischfang dienen. Fest montiert bilden sie am Ufer mit ihren weit ausladenden Fangnetzen einen imposanten Anblick.

Am Abend stellen wir dann einen Totalausfall unserer neuen Aufbaubatterie fest. Der ADAC nennt uns eine Werkstatt (Ferroni Car in St.Giuseppe) in der Nähe, die uns am nächsten Tag Gott sei Dank weiterhelfenkann.

Ravenna

Bevor wir die Stadt Ravenna und ihre frühchristlichen Kirchen besichtigen, war uns nicht ansatzweise klar, welche Kunstschätze uns erwarten würden. Die Basilika San Vitale aus dem 6.Jahrhundert beeindruckt uns am meisten . Die Ausdruckskraft der schillernden Mosaiken, mit der die komplette Kirche ausgestattet ist ist einfach umwerfend.

Giro ďItalia

In Cesenatico wollen wir eigentlich nur einen kleinen Stop für den Markt einlegen. Aber wir merken schnell, dass hier heute etwas ganz besonderes los ist. Viele Straßen sind gesperrt, der Wochenmarkt findet gar nicht statt, eigens eingerichtete Parkplätze am Stadtrand sind schon übervoll. Also suchen wir uns auch ein Plätzchen und erfahren dann, dass heute hier in Cesenatico das Etappenziel des Giro ď Italia (das berühmte italienische Fahrradrennen) ist. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, um bei ordentlich Regen die Zieleinfahrt zu erleben. Dann löst sich alles schnell auf, denn das Wetter ist nicht gerade einladend. Schade.

Pesaro und Corinaldo

Für die nächsten zwei Tage stehen wir mit unserem Wohnmobil ziemlich nah am Wasser, viel näher geht eigentlich kaum. Am Ende einer Sackgasse stören wir niemanden und so genießen wir das Meeresrauschen, das Faulenzen und Spazieren gehen in Pesaro.

Dann aber geht es doch wieder weiter. Wir wenden uns von der Küste ab und fahren kleine kurvige Straßen hinauf ins Hinterland und finden einen ganz wunderbaren Stellplatz in Corinaldo. Hier erfahren wir am nächstenTag, dass das der Geburtsort der heiligen Maria Goretti ist. Das kleine Haus ihrer Familie kann man am Ortsausgang mitten im Olivenhain besichtigen. Die Geschichte dieses kleinen Mädchens aus einem Bergdorf irgendwo in Italien hat mich schon als Kind beeindruckt. Ganz bestimmt auch, weil mir meine Oma Klara so eindrucksvoll davon erzählt hat. Die Heiligenbildchen bewahrte sie Zeit ihres Lebens auf. Also ist sie doch wahr, diese traurige Geschichte. Und plötzlich bin ich wieder mitten drin…… Überall im Ort und vor allem in der Kirche begegnen wir den Spuren der heiligen Maria von Coretti und ihrer Familie.

Nicht nur hier, sondern in ganz Italien ist momentan die Olivenernte in vollem Gang. Es ist immer wieder spannend dabei zu zu sehen. Auch die ganzjährigen Zitronen wachsen uns hier regelrecht in den Mund 🍋

Assisi

Drei Tage fahren wir durch wunderschöne Gegend. Es geht hoch hinauf über Passstraßen in kleine Mittelalterstädtchen wie Ubino, dem Geburtsort von Raffael oder Citta de Castello und Perugia, die Stadt auf mehreren Ebenen, die wir mit einer „Mini Metro“ vom Parkplatz aus erreichen.

Nachdem wir einen Übernachtungsplatz in Bastia Umbra gefunden haben, radeln wir am nächsten Morgen in die Stadt des heiligen Franz von Assisi. Die heilige Klara und Franz von Assisi – auch diese beiden Menschen hat mir Oma Klara mit vielen Legenden nahe gebracht. Ihr Lebensumfeld und ihre Geschichten hier an Ort und Stelle noch einmal in Erinnerung gebracht zu bekommen, ist schon berührend.

Überhaupt ist Assisi eine wunderschöne sehenswerte Stadt. Gut restaurierte Häuser, prachtvolle Kirchen und ständig geht es in den Gassen rauf und runter. An der Stadtmauer rings um Assisi bietet sich immer wieder eine imposante Aussichauf das Umland. Sehr schön hier 😄

Trüffel

Nachdem wir jeweils einen Stop in Bevagnia und in Spoleto eingelegt haben, machen wir am dritten Tag in den Bergen eine Regenpause im kleinen Dorf Scheggino in der Region Umbrien. Da wir im Dauerregen nicht so sehr viel unternehmen können, besuchen wir das Trüffelmuseum „Paolo Urbani“. Das familiengeführte Unternehmen arbeitet hier bereits in der fünften Generation und erzählt ganz interessant über die Bedeutung des italienischen Trüffels und dessen Weiterverarbeitung, nur probiert haben wir keinen.

Auf unserer Weiterfahrt kommen wir durch Norcia, dem Ort, der 2016 von dem schweren Erdbeben nahezu vollständig zerstört wurde. Erschütternd fühlt es sich an, wenn wir hier durch die Straßen gehen und hautnah sehen, wie die Menschen obdachlos geworden sind. Der Wiederaufbau ist weiter unten am Berg noch lange nicht abgeschlossen.

Nationalpark Monte Sibillini

Bei starkem Nebel fahren wir ein kurzes Stück in die Hochebene bei Castelluccio bis nach Ascoli Piceno und Ripe. Auch Castelluccio wurde bei dem Erdbeben 2016 dem Erdboden gleich gemacht. Unvorstellbar, wenn man heute durch diese friedliche und wundervolle Landschaft fährt. Sie gehört zum Nationalpark Monte Sibillini. So eine grandiose Gegend mit unendlicher Weite hätte ich niemals mit Italien in Verbindung gebracht. Fantastisch!

Nationalpark Gran Sasso

Und es wird noch besser!

Atemberaubend schön ist es auch in diesem Nationalpark mitten in den Abruzzen. Wir begegnen Wildpferden und Schafherden zwischen 2000 Meter hohen Bergen. Natürlich ist es hier oben auf der Hochebene kalt und windig geworden, aber wir lassen uns eine kleine Runde zur Sternwarte auf dem Campo Imperatore nicht nehmen. Eigentlich lädt dieser Nationalpark mit seiner spektakulären Bergwelt vor allem zum Wandern ein, dazu ist es um diese Jahreszeit doch wirklich schon zu ungemütlich.

Ripari di Giobbe und Fossacesia

Heute erreichen wir zur Abwechslung mal wieder die Küste. In Ripari finden wir einen Stellplatz gleich oberhalb der Küste. So legen wir an diesem ruhigen Ort bei Wind und Sonne einen Faulenzer- und Waschtag ein.

Am nächsten Morgen müssen wir allerdings feststellen, dass wir in der Nacht das Licht angelassen haben und somit unsere Fahrzeugbatterie leer ist. Hilft nichts 🙄 müssen wir mal wieder den ADAC bemühen. Nach einer knappen Stunde kommt ein netter Werkstattfahrer, hilft uns aus der Klemme, so dass wir sofort bis nach Fossacesia eine gute Stunde weiter fahren können.

Hier an diesem großen Strandabschnitt stehen wir direkt am Wasser, fahren mal in die eine oder die ander Richtung, so weit es mit dem Fahrrad geht. Auch die Traboccos, die wir ja schon kennen, begegnen uns wieder. Mit dem Unterschied, dass sie hier in tolle Fischlokale umgewandelt wurden.

Vieste am Stiefelsporn und ein achteckiges Castel

Inzwischen sind wir über Termoli, Lesina und Pechici in Vieste am Stiefelsporn angekommen. Wir stehen direkt an der Adriaküste in einer wunderschönen Bucht in den Olivenhainen und genießen am Abend einen herrlich en Sonnenuntergang. Tags über hat uns der nette ursprüngliche Ort Vieste mit seinen weißblau getünchten Häusern eher an Griechenland erinnert 🙂 Das mittelalterliche Städtchen mit seiner historischen Altstadt liegt auf einem Felsvorsprung und lässt gut erkennen, dass es ein ehemaliges Fischerdorf ist.

Am nächsten Morgen fahren wir durch die Berge und entdecken auf dem Weg eine sehr beeindruckende Burg. Das Castel de Monte. Sein Grundriss ist achteckig und an jeder Ecke steht ein ebenfalls achteckiger Turm. Dieses von weitem zu sehende ungewöhnliche Gebäude zieht uns an und so parken wir unterhalb eines Waldstück und wandern einfach mal hinauf. Hier oben lernen wir, dass dieses Castel ca 1250 vom Stauffenkönig Friedrich II erbaut wurde.

Alberobello

Alberobello liegt in der Region Apulien und ist bekannt für seine kegelförmigen Hirtenhäuser, die sie Trulli nennen. Die charakteristischen Kegeldächer sind aus Kalksteinplatten, die ohne Mörtel aufeinandergeschichtet wurden, gebaut. Uns begegnen diese runden weißgetünchten Trulli zwar noch in sehr vielen Siedlungen in der Gegend, aber nirgends so geballt wie in Alberobello. So nehmen wir uns etwas Zeit, schlendern durch die liebenswerten Gassen und bewundern diese südländische Bauweise hier am Stiefelabsatz Italiens.

Sassi - die Felsenstadt

Die Sassi von Matera gehören zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Süden Italiens. Matera ist hier in der Region Basilikata eine verlassene Höhlenstadt, die direkt oberhalb eines verkarsteten Höhenzuges vor mehr als 9.000 Jahren erbaut wurde. Matera kann zusammen mit dem syrischen Aleppo als älteste Stadt der Welt gelten.

In den 1950er Jahren lebten in diesen Höhlenwohnungen noch bis zu 20.000 Menschen, allerdings unglaublich beengt in hygienisch unzumutbaren Verhältnissen. Das war auch der Grund, dass diese Art des Wohnens mitten in Europa als inakzeptabel galt und die Bewohner gezwungen wurden ihre Höhlenwohnungen zu verlassen und in neu errichtete Mehrfamilienhäuser mit Toiletten und fließendem Wasser umzuziehen.

Damit endete eine jahrtausendalte Tradition. Zunächst verfielen die Sassi, bis dass sie als Sehenswürdigkeiten für den Tourismus wiederentdeckt wurden. Dadurch hat sich Matera sehr verändert. Hotels, Bars, Geschäfte und Museen sind entstanden und die Stadt hat insgesamt den Charakter eines Freilichtmuseums angenommen. Aber genauso lernen wir die Sassi heute kennen. Von diesem alten Gestein geht eine außergewöhnliche Faszination aus. Vielleicht auch, weil wir diese tiefe Gravina Schlucht zu Fuß überwinden müssen, da sich unser Stellplatz direkt auf der gegenüberliegenden Seite befindet. Und so machen wir uns zu einer gut eineinhalbstündigen Wanderung auf. Nach anfänglichen Schwierigkeiten finden wir die Markierungen für den Weg, steigen in die Schlucht hinab, überqueren die Hängebrücke und steigen anschließend viele Stufen zur Felsenstadt wieder empor.

Ein wahnsinnstoller Ausflug…. spannend, anstrengend, faszinierend.

Den Abend auf unserem gemütlichen Stellplatz haben wir uns redlich verdient. Auch wenn wir direkt auf einem ehemaligen Friedhof nächtigen 😅

Fardella

Heute fällt die Entscheidung, nicht mehr bis in die Stiefelspitze Italiens zu fahren. Corona mit seinen dazu einhergehenden Reisebeschränkungen ist auf dem Vormarsch. Die Region Kalabrien ist ab jetzt als rote Zone deklariert. Dort darf man sich nicht mehr auf den Straßen aufhalten. So bleiben wir in der Region Basilikata, um dann in den nächsten Tagen Richtung Norden, also weiter nach Hause zu fahren. 😒

In Fardella, einem kleinen Bergnest finden wir bei einem netten Hausmeister einen Stellplatz mit toller Aussicht. Sogar mit einem eigenem Dusch-und Toilettenhaus. Hier oben sind wir ganz alleine für den Rest des Tages.

Castrocucco di Maratea

Weiter fahren wir durch herrliche Bergregion, bis das wir hier in diesem unaussprechlichen Strandabschnitt an der Westküste einen freien Platz direkt am Meer finden.

Jetzt in der absoluten Nachsaison ist schon alles abgebaut. Bis vor ein paar Wochen müssen hier noch Sonnenschirm an Sonnenschirm und Sonnenliege an Sonnenliege gestanden haben. Heute suchen wir uns aus, wo und wie wir stehen möchten. Außer uns stehen hier noch zwei weitere Camper – Iris aus Hamburg und Yvonne + Heike aus Dortmund. Schnell freunden wir uns an und verbringen einige der schönsten Urlaubstage auf unserer Italienreise.

Rückreise

An diesem Strand in Policastro Bussentino finden wir eine letzte schöne Übernachtungsmöglichkeit. Noch ein paar spätsommerliche Stunden, ein letzter Aperol 🍹 danach heißt es wirklich Abschied nehmen und das Land verlassen.

Es war eine wunderschöne Zeit mit vielen Erlebnissen, spannenden Eindrücken, abwechslungsreicher Landschaft und leckerem Essen.

Italien 🇮🇹 wir kommen wieder – irgendwann.

Zurück fahren wir über Salerno – Neapel – Rom – Mailand – Como – Luzern – Zürich – Singen. Nach 8 Wochen kommen wir wohlbehalten und voller Vorfreude auf die nächste Tour zu Hause an.

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